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Auf dieser Seite stellen wir Euch in unregelmässigen Abständen nützliche Tipps und Tricks im Zusammenhang zur Magnetbandtechnik vor. Diese haben sich allesamt während unserer langjährigen Tätigkeit bewährt, jedoch können wir hier ausdrücklich keine Gewährleistung für Schäden an Maschinen und Bandmaterial, welche durch Anwendung dieser Tipps und Tricks entstanden sind, übernehmen.
Welches Band passt zu meinem Tonbandgerät?
Grundsätzlich unterscheiden wir heute zwischen Normal- und Langspielbändern. Früher gab es auch noch Doppel- und Dreifachspielbänder, diese haben aber heute bei Spulengeräten kaum mehr Bedeutung, und werden auch nicht mehr hergestellt.
-Normalspielbänder haben grundsätzlich eine Gesamtdicke von 50um, und werden hauptsächlich auf professionellen Bandmaschinen bei den Geschwindigkeiten 19cm/s (7.5ips), 38cm/s (15ips), und 76cm/s (30ips) betrieben. Bedingt durch die stärkere Trägerfolie sind diese Bänder recht robust, benötigen aber auch einen höheren Bandzug um sauber auf den Köpfen aufzuliegen. Da Heimgeräte meist mit einem niedrigen Bandzug arbeiten, und bei den Tonköpfen einen geringeren Umschlingungswinkel als professionelle Bandmaschinen aufweisen, sind dort mit Normalspielbändern meist nur bedingt befriedigende Resultate zu erzielen. Normalspielbänder haben meist neben einer stärkeren Trägerfolie auch eine leicht höhere Schichtdicke der Magnetpartikel. Deshalb kommen diese Bänder, bei höheren Geschwindigkeiten, weniger schnell in die Sättigung. Eine Sonderstellung bei den Normalspielbändern nehmen die Rundfunkbänder ein. Diese haben meist eine rote, oder weisse Rückseitenbeschichtung, und die Magnetschicht ist deutlich rauher ausgeführt. Diese Vorgaben wurden damals vom Rundfunk (vorwiegend ARD) gemacht. Gemäss Pflichtenheft musste die Rückseite hell sein, damit Schnittmarkierungen gut sichtbar sind, die Farbcodierung erleichtert das montieren von Bändern (gleiche Farbe bedeutet, dass das Band etwa gleich empfindlich ist, also die Aufnahmen gleich laut sind), und die rauhe Magnetschicht wurde gefordert damit Verunreinigungen der Tonköpfe, welche zu Dropouts führen können, vom Band selber wieder abgetragen werden. Der Tonkopfverschleiss spielte damals beim Rundfunk keine Rolle. Rundfunkbänder sollten aus dem letztgenannten Grund Heute nicht mehr verwendet werden, ausser man hat noch genügend Tonköpfe auf Lager.
Typische Normalspielbänder:
-SM-911
-SM-468 (PEM-468)
-SM-900
-ATR Mastertape
-Maxell 50-120b*
-Maxell 50-60b*
Typische Rundfunkbänder:
-LGR-30*
-LGR-50*
-PER-525*
-PER-528*
*Wird nicht mehr hergestellt
-Langspielbänder haben grundsätzlich eine Gesamtdicke von 35um, und sind primär für den Einsatz auf Heim- und semiprofessionellen Geräten bei den Geschwindigkeiten von 9.5cm/s (3 3/4ips), und 19cm/s (7.5ips) vorgesehen. Bedingt durch die dünnere Trägerfolie, liegen diese Bänder, auch bei niedrigeren Bandzügen, wesentlich besser auf den Tonköpfen auf. Diese Bänder sollten nur auf professionellen Bandmaschinen verwendet werden, wenn dort die Bandzüge entsprechend eingestellt werden. Ansonsten besteht die Gefahr dass die Bänder überdehnt werden. Die geringere Schichtdicke bei Langspielbändern führt auch dazu, dass diese bei höheren Geschwindigkeiten schneller in die Sättigung geraten. Eine Zeit lang wurden auch, für den Einsatz auf tragbaren Geräten, Rundfunkbänder mit einer Gesamtdicke von 35-40um hergestellt. Diese haben meist eine grüne, blaue, oder gelbe Rückseitenbeschichtung, und sollten aus den selben Gründen wie oben genannt, Heute nicht mehr verwendet werden.
Typische Langspielbänder:
-LPR-35
-LPR-90
-ATR MDS-36
-Maxell 35-180b*
-Maxell 35-90b*
-Revox 601 (Scotch 207)*
Typische Langspielbänder für den Rundfunk:
-LGR-40*
*Wird nicht mehr hergestellt
Schmierende oder klebende Bänder, was nun?
Viele ältere Tonbänder leiden unter Hydrolysezerfall, dies äussert sich meist mit Quitschgeräuschen beim abspielen, starken Ablagerungen auf den Tonköpfen und Bandführungen, oder indem die Bänder einfach im Gerät stecken bleiben. Ab den 1970er Jahren wurden von etlichen Bandherstellern Bindemittel auf Polyurethanbasis verwendet. Diese haben den Vorteil, dass die Bänder geschmeidiger werden, und so besser auf den Tonköpfen aufliegen. Auch konnten durch den besseren Band- Kopf Kontakt die elektroakustischen Eigenschaften verbessert werden. Diese Bindemittel haben aber den Nachteil dass sie Hydroskopische Eigenschaften habe, d.h. sie nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf, und zersetzen sich so zu einer schmierigen Masse. Dieser Prozess läuft unterschiedlich schnell ab, Grund dafür sind die chemische Zusammensetzung, aber auch die Lagerbedingungen.
Hier eine Liste der meist betroffenen Bandsorten (diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sollten auch andere Bandsorten betroffen sein, sind wir dankbar um Hinweise um die Liste zu ergänzen):
Agfa PE 36
Agfa PEM 269*
Agfa PEM 369*
Agfa PEM 469*
Ampex 456
Ampex 457
Ampex 499
Ampex GP9
BASF SPR-50 LHL
BASF SM-911 (nur 1/2“ - 2“)
BASF diverse LH HiFi Heimtonbänder (chargenabhängig)*
BASF PES-26
Revox PE 36 RX (Agfa PE 36)
Revox 631 (Scotch Classic)
Revox 641 (Ampex 457)
Scotch 201
Scotch Classic
Scotch 996
Shamrock**
Befinden sich auf solchen Tonbändern wertvolle, unwiederbringliche Aufnahmen, können diese meist durch gezieltes erhitzen kurzfristig wieder abspielbar gemacht werden. Wir empfehlen hierzu folgendes Vorgehen:
-Bänder welche sich auf Kunststoffspulen befinden sollten erst auf eine Metallspule, oder einen Wickelkern umgespult werden. Da die Bänder meist sehr schlechte Wickeleigenschaften haben, ist hier höchste Vorsicht geboten. Bei Verwendung eines Wickelkerns muss das Band auf jeden Fall von Hand geführt werden. Auch dürfen schmierende Bänder keinesfalls über feststehende Bandführungen laufen. Steht kein entsprechendes Gerät zur Verfügung (wir verwenden hier z.B. eine Studer A80) soll das Band unter Umgehung sämtlicher Bandführungen direkt von Spule zu Spule gewickelt werden.
-Backofen auf 60°C vorheizen, und das Band für 1-2h in den Ofen legen. Der Trocknungsvorgang kann auch auf einer Dörrex erfolgen, auch hier sollte aber die Temperatur von 60°C nicht überschritten werden, und die Bandspule sollte zwischendurch gewendet werden. Da die Bänder während dem Trocknungsvorgang in der Dicke leicht schrumpfen, ist beim Handling höchste Vorsicht geboten.
-Nach dem Abkühlen können die Bänder vorsichtig wieder auf gewohnte Weise zurückgespult und umgespielt werden.
-Derart behandelte Bänder sollten, da sich der Zerfallsprozess nach Heutiger Kenntnis nicht aufhalten lässt, keinesfalls für Neuaufnahmen verwendet werden. Bänder mit besonders wertvollen Aufnahmen sollten nach dem umspielen vakuumiert aufbewahrt werden. So lässt sich der Zerfallsprozess, durch Wegfall der Umgebungsluft verlangsamen, sodass die Bänder gegebenenfalls in Zukunft auf höher auflösende Audioformate umgespielt werden können.
So, nun viel Spass beim Backen :-)
* Bei diesen Bändern kommt es häufig vor, dass sich die Magnetschicht mit der Bandrückseite verbindet, und sich beim umspulen vom Trägermaterial löst. Hier gibt es meist keine Rettung mehr.
**Hier handelt es sich um recycletes (gelöschtes) Bandmaterial, meist aus amerikanischen Behördenbeständen. Die Bänder stammen meist von Ampex und Scotch und sind von unterschiedlicher Qualität.